Jobtitel verstehen und Stellenanzeigen richtig lesen
- Lien Nguyen
- 21. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Zurechtkommen im Dschungel der Stellenbezeichnungen
Wer sich auf Jobsuche begibt, merkt schnell: Die richtige Stelle zu finden ist nicht nur eine Frage der Qualifikation – sondern auch der richtigen Begriffe.
Denn: Was in einem Unternehmen als „Projektmanager:in“ bezeichnet wird, heißt anderswo „Project Lead“ oder „Koordinator:in Projekte“. Besonders in Zeiten von New Work, agiler Organisation und Employer Branding sind Jobtitel weniger standardisiert denn je – und das macht die Orientierung schwer.
Warum Jobtitel nicht gleich Jobtitel ist
Je nach Unternehmensgröße, Branche und Unternehmenskultur unterscheiden sich Stellenbezeichnungen teils erheblich – auch wenn sich hinter den Titeln ähnliche Rollen verbergen können. Stellenbezeichnungen entstehen durch Reorganisation, Employer Branding Maßnahmen, wachsen mit den Personen oder sind tatsächlich Ausdruck eines ausgeklügelten Hierarchie- und Organisationssystems. Meist sind sie jedoch vor allem eins: einzigartig.
So findest du den passenden Job – trotz Titel-Wirrwarr
Den eigenen Wunschjob inhaltlich definieren
Bevor du die Suche beginnst suchst, kläre für dich:
Welche Aufgaben möchtest du übernehmen?
Welche Kompetenzen bringst du ein?
In welchem Umfeld möchtest du arbeiten (Teamgröße, Struktur, Branche)?
Diese Klarheit hilft dir, nicht nur auf Titel zu achten, sondern auf Inhalte und Schlüsselbegriffe im Anzeigentext.
Erarbeite Alternativen
Starte ein Brainstorming zu alternativen Bezeichnungen. Nutze dazu alles was Dir zur Verfügung steht. Von klassischem Brainstorming über Befragung deines Freundeskreises zu ihrem unternehmenstypischen Wording bis zur Suche in deinen LinkedIn-Kontakten
Je mehr Begriffe du kennst, desto gezielter kannst du suchen – oder auch Streuverluste einplanen und bewusst filtern.
Titel ignorieren, Inhalt prüfen
Gerade bei Konzernen lohnt sich ein genauer Blick in die Beschreibung:
Was sind die tatsächlichen Aufgaben?
Welche Tools, Methoden oder Prozesse werden genannt?
Wie ist die Abteilung organisiert?
Viele gute Stellen verstecken sich hinter unklaren oder „hochglänzenden“ Titeln. Nutze die Volltextsuche in Jobbörsen, um Inhalte zu erfassen – nicht nur Titel.
Unternehmensgröße bewusst einbeziehen
Je nachdem, ob du dich eher zu KMU oder Konzernen hingezogen fühlst:
In Konzernen: Lies zwischen den Zeilen – und achte auf Hierarchiestufen, Abteilungsnamen und Berichtslinien. Nutze Kununu und schau Dir alle offenen Vakanzen an um ein Gefühl für die Einordnung der Stelle in die Konzernstruktur zu bekommen
In KMU sind Rollen oft breiter angelegt. Mehr Aufgaben vereinen sich in einer Rolle. Nicht immer aber oft, werden eher generalistischer Rollen geschaffen und weniger sehr spezialisierte Stellen besetzt.
Über- oder unterqualifiziert? So schätzt du Joblevels realistisch ein
Neben der sprachlichen Vielfalt der Jobtitel ist eine weitere Herausforderung: die Einschätzung der Hierarchiestufe. Gerade in größeren Unternehmen sind Positionen oft in ein internes Level-System eingebettet – vom „Associate“ bis zur „Senior Executive“-Ebene. In kleinen und mittleren Unternehmen dagegen sind Titel weniger systematisch vergeben, was die Einordnung erschwert.
Worauf du achten kannst:
Anforderungen: Achte auf Hinweise wie „mehrjährige Berufserfahrung“ oder „strategische Verantwortung“. Diese Begriffe deuten auf bestimmte Erfahrungslevel hin.
Aufgabenbeschreibung: Bist du alleinverantwortlich oder Teil eines Teams? Auch hier geben Formulierungen gute Hinweise. „Du arbeitest in vielen spannenden Projekten mit“ weist darauf hin, dass du noch keinen „Projekte eigenverantwortlich betreust“
Vergleich mit bisherigen Rollen: Schau dir dein aktuelles oder letztes Zeugnis an – und lerne die HR-Formulierungen besser zu entschlüsseln.
Stellensprache analysieren: Worte wie „Junior“, „Senior“, „Lead“ oder „Head of“ geben Hinweise auf die Hierarchie. Leider oft nur innerhalb desselben Unternehmens – deshalb checke auch weitere Stellenangebote des Unternehmens aus anderen Fachbereichen.
💡 Tipp: Wenn du unsicher bist, bewirb dich trotzdem – und nutze das Vorstellungsgespräch, um die Einordnung zu klären. Viele Unternehmen sind flexibler, als es die Anzeige vermuten lässt.
Fazit: Den richtigen Job findest du nicht über den Titel – sondern über den Inhalt
In einem Arbeitsmarkt, der sich ständig verändert, ist Sprachkompetenz in eigener Sache gefragt.
Wer den Dschungel der Bezeichnungen versteht, kann gezielter suchen, bessere Gespräche führen und Positionen finden, die wirklich passen – auch wenn sie ganz anders heißen, als erwartet.
Die Vorarbeit ist zeitraubend und anstrengend- erleichtert ber die Suche enorm. Und am Ende lernst du vielleicht auch noch ein bisschen was über die Aufgaben, die dich wirklich begeistern.
Du bist unsicher, wie du deine Suche konkret aufsetzen sollst – oder wie du deine Kompetenzen selbst besser benennen kannst? Dann kann ein strukturiertes Karriere-Coaching genau der richtige nächste Schritt sein. Melde dich gern für ein unverbindliches Kennenlernen.
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